A C I D . M I L C H & H O N I G
Die Leute in Leipzig rufen ihn kurz Acid. Ein Typ wie ein Chamäleon. Mal hält er eine Gitarre, gar eine Ukulele in der Hand, dann wieder trommelt er wie von Sinnen oder aber verschanzt sich hinter seinem Arsenal aus selbst-gebastelten Synthesizern.
Acid ist Vollblutmusiker und Produzent, DIY, Do It Yourself, und hat jetzt endlich sein Debüt-Album veröffentlicht d.h. wie er selbst, „acid.milch&honig“.
Erstaunlich an diesem Werk: Verzerrungen, jede Menge Lärm und Krach, dazu unschlagbare Melodien, alles unter einem Dach. RebellenPop, PostPunk, Electrohyperdisco, Deutsch und englischsprachige Songs, die am Ende genau das sind: richtig gute Songs.
„Distanz" etwa. Manchester-Rave wie ihn die alten Stone Roses kaum besser hinbekommen hätten. Der „Netzwerksong" ist griffiger Postpunk aus dem obersten Regal. Und zum Ende hin ein mit drehorgelartigen Klängen versehener Song namens „Illusion“, der sich ausnimmt wie ein windschiefes Shanty, ein Seemannslied.
acid.milch&honig. Was wenn ich allen eine Nase drehe, mag er sich denken. Es verblüfft, aber es tut nicht weh. Eine Art Till Eulenspiegel. Den kann sie wirklich brauchen diese Zeit. (Klaus Fiehe / 1LIVE)
F U Z Z M A N
Fuzzman aka Herwig Zamernik ist nun schon viele Jahre eine Institution in der österreichischen Musiklandschaft. Nicht nur, dass seine frühere Band „Naked Lunch" schon lange vor dem Österreich-Hype eine auch in Deutschland sehr renommierte Band war - er ist auch schon viele Jahre als Produzent sehr umtriebig und erfolgreich. So hat z.b. u.a. das letzte Album von Voodoo Jürgens den wichtigsten österreichischen Musikpreis (den Amadeus Award) für das Album des Jahres bekommen - produziert von Herwig Zamernik und auch über sein Label „Lotterlabel“ veröffentlicht. Er kuratiert das Popfest in Wien, schreibt und produziert Film & Theatermusik. Und veröffentlicht als Fuzzman regelmäßig wundervolle Alben.
Und das in einem selten gehörten komplett angstfreien Raum, was auch die Suche nach Genres, Schubladen und Befindlichkeiten anbelangt. Nichts könnte Fuzzman ferner sein. Sei es mal sympathischer Lofi-Indiefolk, Sunshine-Pop, Country, Soul oder auch mal augenzwinkernder Alternative-Schlager. Selbst Ennio Morricone stand schon Pate. Aber eben genau das macht ihn so einzigartig.
Dazu kommt das, was auch Naked Lunch immer schon teils ausgezeichnet hat - Texte voller Wehmut, Hoffnung, lakonischem Humor gepaart mit Herzenswärme und eine Weisheit, wie sie nur ein wahrer Narr haben kann. Ich hab selten so oft feuchte Augen gehabt, wie beim Hören von Liedern von Fuzzman, vor lachen und vor weinen.
„Wenn man gar nichts mehr will und schon längst nichts mehr tut, kommt ein Armleuchter her und schreit „Lebe!“. Ja dann brüll ich zurück, geh nach Haus in dein Glück, bleib schön brav und sei nett zu dir selbst, Sonnenschein“. („Spiel mir das Lied von der Liebe“)
Sein Song „Für eine Handvoll Gras“ war eine zeitlang selbst Ina Müller’s Weckerklingelton, weshalb sie Fuzzman in ihre Sendung einlud.
Weil sie unbedingt wollte, dass ihr Seemannschor den Refrain mitsingt. Auf die anschließende Frage, ob er jetzt noch gerne etwas Werbung für seine Tour oder sein Album machen wollte, antworte er fuzzmangerecht: „Aach das passt schon, vielen Dank.“
Eben ein eigenwilliger, herzlicher und besonderer Typ. Und Live auf den hiesigen Bühnen eh eine Naturgewalt.
G L A U Q U E
Eingetaucht in elektronische Felder, wandert GLAUQUE zwischen Wut und Liebe, zwischen leise und laut, zwischen Fragen und Gewissheiten.
Namur, eine belgische Stadt, die vor allem für ihre totale Ruhe und ihre gelassene Gutmütigkeit bekannt ist, ist gleichzeitig der Spielplatz einer der faszinierendsten Bands unserer Zeit: Auf der Landkarte der zeitgenössischen Musik hinterlassen GLAUQUE überall ihre Spuren. Ihre Liebe zur elektronischen Musik verändert die DNA des Hip-Hops in einem Maße, welches alle Grenzen des französischen Chansons sprengt und somit ihre ganz eigene Identität entstehen lässt.
Die vier Jungs brechen aus den Standards aus, um so die Werte einer anderen, wirklich radikalen Ästhetik zu verteidigen. Im Einklang mit ihren Ansichten und überzeugt von der Legitimität ihres Ansatzes geht es der Band um handwerkliches Können, individuelle Fähigkeiten und einen unerschütterlichen Teamgeist.
Für GLAUQUE ist der kreative Prozess äußerst instinktiv. Jeder bringt seine eigene Sensibilität, seine Einflüsse, seine Prinzipien mit. Der ständige Fluss neuer Ideen skizziert eine freie, hybride, ungehemmte Musik. Die Band, ein hart arbeitendes, vielseitiges Kollektiv, weicht Algorithmen und viralen Nachrichten aus, um ihre eigenen Wahrheiten zu etablieren. Verankert im Herzen einer hyperverbundenen Gesellschaft, füllen sie die doppelte Bedeutung ihres Namens mit Leben: zwischen den beruhigenden Farben des Meeres und der unbestimmten Verzweiflung ist das GLAUQUE-Universum auf fesselnden Kontrasten aufgebaut. Durch die Musik kristallisiert die Band die Paradoxien ihrer Zeit heraus. Am Scheideweg zwischen technologischem Fortschritt, ökologischen Herausforderungen und einer gefährdeten Menschheit ist die Welt der gefälschten Nachrichten nicht unbedingt die, die man sieht. Wie die Werke von George Orwell oder Philip K. Dick hat GLAUQUEs Realität ihre Wurzeln in dystopischen Erzählungen und Science-Fiction.
J O Y A M A R L E E N
J U N E C O C Ó
Welche Superkräfte wirken wirklich in uns? Also jenseits von höher, schneller, weiter. Die ganz besondere Superpower der Musikerin, Singer-Songwriterin und Produzentin June Cocó ist es definitiv, die Menschen mit ihrer Musik aufzuladen. Sie zu trösten und zugleich zum Tanzen zu animieren. Mit pianobasiertem Pop, den June Cocó mit Elektronica, Echos, Beats und irrlichternden Ideen zu einem vielschichtig pulsierenden Sound verquickt.
June Cocó’s Musik ist ein von ihrer facettenreichen, wundervollen Stimme und ihrem Pianospiel getragener minimalistischer Mikrokosmos von barocker emotionaler Breite: Selbstbewusste Weiblichkeit bis Femme Fatale. Blütenreine Unschuld trifft auf abgeklärte Lebenserfahrung, hinreißende Naivität auf die große mondäne Geste.
Dabei bleibt alles tiefenentspannt, ihre Songs sind oft verträumte Hymnen der Entschleunigung. Man kann sich hineingleiten lassen wie in ein warmes Bad und sich genussvoll dem sanften Anflug der Schwerelosigkeit hingeben. Einer musikalischen Mode sind die Songs von June Cocó kaum zuzuordnen. Und das ist wohl das schönste Kompliment. Sie sind schlicht zeitlos.
K L E B E
Klebe füllt Zwischenräume. Sie kittet Brüche und Risse. Und manchmal bleiben Sachen daran hängen. Lästige Fussel zum Beispiel. Aber auch Gefühle und schöne Momente, die wir in unserem Alltag halten wollen. Sie sollen kleben bleiben. Und genau so ist sie, die
Musik von klebe. Manchmal aufreibend, manchmal locker, ohne lange darüber nachzudenken. Traurigschön.
Aber immer mit Platz für Hoffnung. Lässiges Schlagzeug trifft analoge Synthies mit treibenden Gitarren. Chöre umschmeicheln
das Ohr. Das bleibt kleben.
Direkt mit ihrer ersten Single 2021 hatte sie den Hamburger Musikpreis „Krach & Getöse“gewonnen, beim Dockville und Reeperbahn Festival gespielt, sowie auf persönlichen Wunsch der Künstler u.a. Olli Schulz oder auch Niels Frevert auf deren Touren supportet.